Winterpsalm
Dein Name
ist gefallen
Dein Name
fällt
Und ist kein
anderer Name
auf den sich mein
weggeschnittener
Atem reimt
Und er heißt
Wunderbar Rat
Stecken und Stab
Begehbarer Weg
Eis
über meinem Bodensee
Geheiligt werde
dein zugefrorener Name
Eva Zeller (geb. 1923)
Der biblischen Bezüge und Zitate sind viele in diesen wenigen Zeilen. Da ist der Name Gottes, so wie Gott sich dem Mose im brennenden Dornbusch offenbart, als der „Ich-bin-da“ (2.Mose 3,13f). Der „Ich-bin-da“ ist und bleibt der Name auch des fallenden Gottes. Der Gott-Held, der fällt und bei allen Fallenden ist und darin paradoxerweise doch der Wunderbare Rat ist, den Jesaja (Jes 9, 1-6) verheißt. Er ist der Hirten-Gott, der Stecken und Stab des 23. Psalms, der Weg des Lebens, verlässlich, begehbar. Gott im Himmel und an meiner Seite, der VaterUnser (Mt 6, 9ff), den Jesus uns nahe bringt, dessen Name geheiligt sei; der mich aus der Höhe in der Tiefe meines Wesens, meiner Existenz sucht und findet, in meiner Liebe und meiner Not, auf meinem „Bodensee“.
„Eis über meinem Bodensee“. Und ich stelle mir die weiße, schneebedeckte Fläche eines zugefrorenen Sees Mitte Januar vor. Die Stille und den Frieden und gleichzeitig die Trauer, die da ist in diesem Anblick; eine Trauer, meine Trauer, die in der Tiefe kauert. Da ist die Kälte, die den Atem wegschneidet; die Verletzungen meines Lebens, der Januarwind, in dem der Trost zu Frost gefriert. Und doch ist der Name da. Zugefroren im Winter, aber da. Die Sehnsucht nach dem Heiligen; dem Namen, der auch in der Kälte glüht.
Ein zugefrorener See, ich sah ihn heute!dIE Tiefen darunter, zugedeckt, aber nicht weg. Es ist alles so kalt! Wenn ich nicht wüßte, daß da im Sommer die Seerosenerblühen,wäre es trostlos,so wage ich es , mich darauf zu freuen!
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