Bautagebuch vom 14. Dezember 2021

Nun ist das PROJEKT JOHANNESKIRCHE öffentlich. Nach Jahren der Bestandsaufnahmen, Ideensammlungen, Auswahlverfahren und Vorplanungen ist das Vorhaben, die Johanneskirche zu sanieren und zu erneuern, nun in Rissen angekommen: Zunächst im Gottesdienst am Reformationstag mit den einführenden Gedanken vom Architekten Andreas Rowold, eine Woche später mit weiteren, detaillierteren Informationen bei der Gemeindeversammlung (beide Veranstaltungen sind umfangreich von der lokalen Presse begleitet worden: https://epaper.lokale-wochenzeitungen.de/wbtir/270/ bzw. https://epaper.lokale-wochenzeitungen.de/wbtir/271/ ). Schließlich per Projekt-Flyer, der mit dem Gemeindebrief in alle Rissener Haushalte gelangt ist. Die Reaktionen sind grundsätzlich positiv, und Menschen freuen sich auf eine Johanneskirche, die bereit ist für die nächsten Generationen. Und wir, die wir planen, freuen uns über diese Resonanz und das Interesse. Zu diesem Interesse gehören aber auch kritische Rückfragen und Impulse, die wir gerne beantworten und aufnehmen wollen.

Die für uns wichtigste Anfrage bzw. Anstoß der letzten Wochen bezieht sich auf die Klimagerechtigkeit des Gebäudes bzw. konkret auf die Art der Heizung, die anstelle der Ölheizung treten soll. Nach irreführenden Aussagen am 7.11. gilt es zunächst richtigzustellen: Geplant ist zur Zeit eine Luft-Wärme-Pumpe, die die Grundversorgung der Kirche sicherstellen soll. Für Zeiten, in denen diese umwelt- und klimafreundliche Technik nicht ausreicht (z.B. bei Gottesdiensten und Konzerten in den Wintermonaten), wird zusätzlich mit Erdgas geheizt. Nach einer umfangreichen Studie, in der die verschiedenen Möglichkeiten in ökologischer und ökonomischer Hinsicht erörtert wurden, erschien uns diese Kombination als sinnvoll und zukunftsfähig. Den Wunsch aus der Gemeinde nach einer klimaneutralen Alternative nehmen wir sehr ernst, und er entspricht unserem Bestreben. Wir nehmen uns als Planungsgruppe dieser Thematik noch einmal an. Zusammen mit Techniker*innen und Fachleuten aus dem Arbeitsbereich Klimaschutz der Nordkirche/des Kirchenkreises prüfen wir die bisherige Planung und suchen nach Verbesserungen im Sinne der Anfrage.

Auch die Möglichkeit, das Süd-Dach der Kirche für Photovoltaik bzw. Solarthermie zu nutzen (ein gemeinsamer Wunsch der Gemeinde und der Planungsgruppe, doch bisher blockiert durch Einwände des Amtes für Denkmalschutz), kommt erneut auf die Tagesordnung. Eine erste Idee dazu ist, schon jetzt die (technischen und baulichen) Voraussetzungen für die Installation einer solchen Anlage zu schaffen, um bei einer späteren etwaigen Genehmigung schnell handeln zu können. Wir hoffen darauf, dass die neuen bundespolitischen Konstellationen und Rahmenbedingungen auch in den örtlichen Behörden zu einem Umdenken bzw. zu neuen Richtlinien führen.

Zudem sind Fragen hinsichtlich der Baugeschichte entstanden. Sie beziehen sich auf den historischen Kontext, in dem die Architektur und der Architekt Karl Gustav Bensel stehen. Der Kirchengemeinderat hat daraufhin beschlossen, im Laufe der nächsten Monate Veranstaltungen und Gesprächsrunden zum Thema „Rissen, die Johanneskirche und der Nationalsozialismus“ durchzuführen. Die Sanierung und Erneuerung unserer Kirche ist eine Chance, diese Dimension unserer „Kirchen- und Dorfgeschichte“ zu beleuchten und zu klären, wie wir heute damit umgehen wollen.

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6 Kommentare

  1. Geplant ist die Verlegung des Haupteinganganges an den ursprünglichen Ort neben dem Turm.
    Der jetzige Ort hat sich doch aber bewährt und ist damals bstimmt nicht ohne konkrete (praktische) Gründe erfolgt. Die Herstellung des ursprünglichen Zustandes sollte man nicht
    dogmatisch angehen, sondern bewährte, aus der praktischen Erfahrung geborene Änderungen
    berücksichtigen.

    1. Mit dem neuen Haupteingang öffnet sich unsere Johanneskirche nach Osten auf die Kirchenwiese, dem zentralen Platz unserer Gemeinde mit der großen Buche im Zentrum. Hier ist viel Platz für Gespräche, z.B. nach Gottesdiensten oder Konzerten, eingefasst mit der umlaufenden niedrigen Hecke und unbehelligt vom Straßenverkehr.
      Für diese Aufgabe soll der Kirchplatz einladend umgestaltet werden und zugleich die Verbindung herstellen zum Außenaltar vor dem Turm, wo wir bei geeigneten Witterungsbedingungen auch zukünftig Gottesdienste feiern wollen.
      Bedeutsam ist der direkte und somit kürzeste Weg zum Gemeindehaus, nicht zuletzt für die Erreichbarkeit der dortigen WC-Anlagen.
      Auch für den Blick nach innen ist der neue Haupteingang der richtige. Die Eingangstür mitsamt dem Vordach soll dementsprechend umgestaltet werden. Durch sie führt der direkte und kürzeste Weg in die Kirche.
      Eingangsbereich und Kirchraum bilden eine Einheit. Nach wenigen Schritten öffnet sich der Blick nach rechts zum Altarraum mit dem Taufstein.
      Danach betritt der Besucher den Kirchraum mit Blickkontakt zur anwesenden Gemeinde.
      Mir persönlich ist das sehr wichtig für das Gemeinschaftserlebnis im Gottesdienst oder im Konzert. Ich möchte gern sehen, wer schon da ist und wer kommt.
      Für vielfältige Gottesdienstformen – in kleiner Runde im Kreis oder Halbkreis, in klassischer Form oder für große Festgottesdienste, auch für kleine und große Konzerte – sind wir zukünftig optimal aufgestellt. Z.B. können die Konfirmandinnen und Konfirmanden vom neuen Haupteingang durchs Seitenschiff, vorbei an der Gemeinde, im großen Bogen unter der Orgelempore hindurch durch die Mitte des Kirchenschiffs zum Altarraum einziehen.
      Der Südeingang soll weiterhin genutzt werden, als Zugang zur Orgelempore und zu dem darunter geplanten Kirchencafé. Aber natürlich auch bei großen Festgottesdiensten und Konzerten.

      1. Sehr geehrter Herr Grünberg, danke für ihre Erläuterungen. Ich hoffe mit ihnen, dass die nachvollziehbaren, von ihnen beschriebenen Vorteile später eintreten
        und sich bewähren.

  2. Bei einer Luft-Wasser-Wärmepumpe verringert sich die Leistungsziffer mit sinkender Luft-Außentemperatur. Sie wird dann immer mehr zu einer Elektroheizung. Sie ist nur umweltfreundlich, wenn regenerativ erzeugter Strom verwendet wird.
    Besser verhält sich eine WP, die Wärme aus Grundwasser oder aus der Erde gewinnt.
    Sie ist allerdings auch deutlich teuer in der Herstellung.

    1. Sehr geehrter Herr Gröhn,
      Ihre Hinweise zur Heizung sind korrekt. Wir haben mit unserem Beratungsbüro für Haustechnik im letzten Jahr alle heute möglichen Varianten zur Wärmeversorgung geprüft:
      – Gas-Brennwertkessel,
      – Luft-Wasser-Wärmepumpe und deren Kombination in einer Gas-Hybridheizung also Gas-Brennwertkessel und Luft-Wasser-Wärmepumpe,
      – Sole-Wasser-Wärmepumpe,
      – Versorgung durch Nahwärmenetz in Form eines BHKW und
      – über Fernwärme sowie
      – Holzschnitzel/Pellets
      Die Berechnungen haben ergeben, dass für die Deckung des Grundwärmebedarfs der Kirche über eine Sole-Wasser-Wärmepumpe voraussichtlich 5 Erdwärmesonden mit je 70 m Bohrtiefe benötigt würden. Die Anzahl der Erdsonden variiert in Abhängigkeit der Bodenbeschaffenheit. Ein Gas-Brennwertkessel als Spitzenlastkessel müsste die Anlage aber zusätzlich bei kurzfristigen, höheren Lastanforderungen unterstützen. Diese Variante wurde vom Gutachter nicht empfohlen aufgrund der hohen Anzahl an Erdsonden, die im Außenanlagenbereich der Johanneskirche verortet werden müssten mit zusätzlichen Investitionskosten für deren Herstellung. Für uns ergäben sich damit auch Einschränkungen künftiger Nutzungsmöglichkeiten des Außenbereiches.
      Die letzte Prüfung von in die nähere Auswahl gerückten Varianten hat ergeben, dass wir z. z. als Vorzugsvariante die Pelletheizung als Hauptwärmquelle und prüfen. Also keine Nutzung von Erdgas für die Spitzenlast. Auch die Nutzung von grünem Wasserstoff wird über viele Jahre hin noch nicht praxistauglich sein. Eine Pelletheizung benötigt nur Strom für den Betrieb der Förderanlage der Pellets – der Strom ist in unserer Gemeinde bereits grün.

  3. Sehr geehrter Herr Hähne, die Wärmeversorgung ist schwer zu entscheiden. Um Pelletheizungen
    ist es in der öffentlichen Betrachtung recht ruhig geworden. Fraglich ist, ob immer noch genügend Abfallholz für die Pellets jetzt und in Zukunft anfällt. Wäre genügend Lagerraum für die Pellets vorhanden?
    Für hohe Räume (wie bei unserer Kirche) werden oft Deckenstrahlungsheizungen eingesetzt. Sie sind reaktionsschneller und nicht so träge wie Fußbodenheizungen. Für nicht durchgehenden Heizbetrieb deshalb besser geeignet.

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